Eisbaden – die Reise zur mit selbst

 

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als mein Leben eine Achterbahnfahrt zwischen Hochs und Tiefs war, angetrieben von Alkohol und gelegentlichen Ausflügen in die Welt der Drogen. Damals suchte ich nach einem Gefühl von Lebendigkeit, einem Funken, der mir bestätigte, dass ich mehr war als nur ein Schatten meiner selbst. Doch all diese künstlichen Hochs führten mich nur tiefer in eine Spirale der Leere. Dann entdeckte ich das Eisbaden, eine Erfahrung, die so roh und echt ist, dass sie mich endlich wieder spüren ließ, wer ich wirklich bin.

Das erste Mal, als ich in ein Eisloch stieg, dachte ich, ich hätte den Verstand verloren. Wer würde schon freiwillig in eiskaltes Wasser steigen? Aber genau das war der Punkt – es war eine Entscheidung, die ich bewusst traf, um mich selbst herauszufordern. Das kalte Wasser war wie ein Schock, der durch meinen Körper jagte, ein Weckruf, der alle Sinne auf einmal aktivierte. In diesem Moment gab es kein Gestern, kein Morgen, nur das eisige Jetzt, das mich umarmte.

Eisbaden ist für mich wie eine Metapher des Lebens. Man steht am Rand, zögert, spielt mit dem Gedanken zurückzutreten, doch dann springt man. Das Wasser nimmt einem zunächst den Atem, aber dann, wenn man sich beruhigt, findet man eine seltsame Ruhe, eine Klarheit, die ich in den nebligen Nächten meiner Vergangenheit nie gefunden hatte. Es ist, als würde das Eisbaden mir helfen, all die Schichten abzustreifen, die ich über die Jahre aufgebaut hatte, um mich zu schützen – oder zu verstecken.

Humorvoll betrachtet, ist Eisbaden wie eine Beziehung mit einem extrem ehrlichen Partner – es gibt keine Schönfärberei, keine Verstecke, nur die ungeschminkte Wahrheit. Und genau wie in einer solchen Beziehung lernt man, sich selbst in seiner reinsten Form zu akzeptieren und zu lieben. Jedes Mal, wenn ich aus dem eiskalten Wasser steige, fühle ich mich erneuert, als hätte ich eine innere Reinigung durchlaufen. Ich bin wacher, lebendiger und irgendwie mehr ich selbst.

Die Kälte hat mir beigebracht, was echte Wärme bedeutet. In den Momenten, in denen ich zitternd im eiskalten Wasser stehe, erinnere ich mich daran, wie es ist, sich lebendig zu fühlen, ohne künstliche Stimulanzien. Es ist eine Art der Selbstfindung, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich habe gelernt, meinen Körper und Geist zu respektieren, anstatt sie mit Substanzen zu betäuben, die mir nur eine Illusion von Lebendigkeit gaben.

Das Eisbaden hat mir eine neue Perspektive auf das Leben gegeben. Es hat mir gezeigt, dass man nicht in extreme Zustände flüchten muss, um sich lebendig zu fühlen. Manchmal ist es das einfache, rohe Erlebnis, das uns am meisten über uns selbst und das Leben lehrt. Heute lache ich über die Ironie, dass ich einst dachte, ich müsste mich betäuben, um mich lebendig zu fühlen, während ich jetzt in einem Eisloch stehe und mich lebendiger fühle als je zuvor.

 

 

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